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Erftkreis Brühl Mitte

KircheBrühl Maria von den Engeln

Mutter Gottes, 15. Jh.
Das Schatzkästchen des Kurfürsten

Kontakt
Pastoralbüro Katholische Kirche in Brühl
Pastoratstr. 20, 50321 Brühl
Tel.: 02232-501610

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Tabernakel Maria von den Engeln
Foto: Robert Boecker

Wer das Weltkulturerbe Schloss Augustusburg besucht, sollte nach der Besichtigung und dem Gang durch die prachtvollen Gärten auch die Schlosskirche „Maria von den Engeln“ besuchen – nicht weit entfernt vom Jakobsweg, der Richtung Santiago de Compostela auch durch Brühl führt.

Von Martin Mölder

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Längsschiff Maria von den Engeln
Foto: Robert Boecker

Es ist jedes Mal ein besonderer Moment, wenn ich morgens in die Kirche komme“, erzählt Christine Keller, die seit 20 Jahren ehrenamtlich den Schließdienst in „Maria von den Engeln“ verrichtet. „Die Heiligen Antonius, Franziskus und auch die Muttergottes haben mein ganzes Leben begleitet. Wenn ich morgens hierhinkomme, dann sage ich jedes Mal: Guten Morgen und schönen Dank, dass ihr mich diese Nacht bewacht habt.“ Keller ist in einem Franziskanerkloster in Kiel getauft worden und zur Kommunion gegangen, ihr Mann heißt Antonius, und die Muttergottes habe ihr Leben lang immer die Hand über sie gehalten, sagt sie. Viel mehr Bezug zu der prachtvollen Barockkirche im Herzen Brühls geht kaum, denn die „Schlosskirche“, wie sie von den meisten Brühlern genannt wird, war ursprünglich die Kirche eines Franziskanerklosters, 1492 gestiftet von Erzbischof Hermann IV. „Damals war sie getreu dem franziskanischen Armutsideal sehr schlicht, einschiffig und ohne Glockenturm“, erzählt Gabriele Saage, Kirchen- und Stadtführerin in Brühl, „das hat sich dann im 18. Jahrhundert stark verändert.“

Die Umwandlung der einfachen Klosterkirche in eine prachtvolle Hof- und Schlosskirche ist mit einem Namen untrennbar verbunden: Erzbischof und Kurfürst Clemens August. Im Zuge des Neubaus von Schloss Augustusburg ab 1725 wird Mitte des 18. Jahrhunderts auch „Maria von den Engeln“ dem prunkvollen Rokoko-Stil des späteren Repräsentationsbaus des Bundespräsidenten und der Bundesregierung angepasst. Clemens August lässt durch neue Fenster mehr Licht in die Kirche und verändert vor allem den Chorraum. Er lässt Marmorböden verlegen, und vor dem kunstvollen schmiedeeisernen Gitter werden zwei aus Stuckmarmor gefertigte Seitenaltäre aufgestellt. Der neue Hingucker ist damals aber der doppelseitige Hauptaltar nach einem Riss (Entwurfszeichnung in der angewandten Kunst) von Balthasar Neumann, bis heute wohl der prächtigste Baldachin-Altar im Rheinland. Dass er und alles andere in der weiß verputzten und von außen völlig unscheinbaren Kirche nach dem Bombenangriff vom 28. Dezember 1944 wieder Gläubige wie Touristen gleichermaßen beeindruckt, hat viele Väter und Mütter. „Maria von den Engeln“ ist in erster Linie von vielen einzelnen Personen, Gönnern und Institutionen nach dem Krieg wiederaufgebaut und restauriert worden. Das hat bis in die 1990er-Jahre gedauert. „Da erst wurden die Seitenaltäre wieder vollständig restauriert“, erklärt Saage.

Wer heute die Kirche betritt, wird zwar sofort von dem imposanten Chorraum in den Bann gezogen, auch weil der neue Altar – die Brühler sagen „Campingtisch“ – davor bewusst so schlicht und unauffällig gestaltet ist, dass er den Blick auf den Balthasar-Neumann-Altar nicht beeinträchtigt, aber es sind viele kleinere Hingucker, alte wie moderne, die auffallen. Da sind zum einen die vielen Wappen, die die Bedeutung des Kurfürsten und Hochmeisters des Deutschen Ordens Clemens August belegen, der ebenso Fürstbischof von Regensburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim war. Aber auch die Mariendarstellung in einer Seitenkapelle, schon vor Jahrhunderten Ziel vieler Pilger, der Kreuzgang mit seinem Innenhof, die originale Tabernakeltür in einem der Seitenaltäre und die Statuetten der Heiligen Franziskus und Antonius am selben Ort prägen die Kirche. „Nach wie vor sind wir aber in erster Linie Gotteshaus“, sagt Pfarrer Jochen Thull, „obwohl wir uns natürlich über jeden touristisch motivierten Besuch freuen, aber hier finden viele Taufen und Hochzeiten statt und einmal im Monat auch unsere Jugendmesse. Dann leuchten die Jugendlichen den barocken Chorraum mit moderner Lichttechnik aus und bringen in diesen alten Raum ordentlich Schwung.“

Und noch etwas zeigt, dass die Kirche „Maria von den Engeln“, die – im Innenraum stehend – mehr wie eine Kapelle wirkt, ein lebendiges Gotteshaus mit einer gelebten und tiefen Spiritualität ist: das Fürbittbuch rechts vor dem Chorraum. Viele Eintragungen darin zeigen, dass Menschen hier Kraft, Zuspruch und Gottes Nähe suchen. Auf einer Seite steht: „Lieber Gott, mach, dass meine Wellensittiche und meine Familie gesund bleiben. Amen. Und dass es meinem Rico im Himmel gut geht. Danke!“ Als ich mich, kurz bevor Christine Keller „Maria von den Engeln“ wieder abschließt, verabschiede, schwärmt sie: „Das ist doch ein Schatzkästchen, oder?“ Und ich kann und will nicht widersprechen.

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Kirche Maria von den Engeln_außen
Foto: Robert Boecker

Die Pilgerunterkunft in der Wallstraße 96 in Brühl kann in der Zeit von 17 bis 20 Uhr bezogen werden. In diesem Zeitraum erreichen Sie unter eine/n Ansprechpartner/in unter: Telefonnummer 0157-52819184.
Die Abreise am nächsten Morgen ist bis 8 Uhr möglich.


Die wichtigsten Zahlen und Fakten

8.12.1493 wird die frühere Klosterkirche der Franziskaner geweiht.
Im 18. Jahrhundert gestaltet Kurfürst und Erzbischof Clemens August (1723-1761) die Kirche um und macht sie zusätzlich zu seiner Hof- und Schlosskirche.
Im Jahr 1802 verliert die Kirche im Zuge der Säkularisation die Funktion als Kloster- und Hofkirche.
1807 wird sie zur Filialkirche der Pfarrei St. Margareta.
28.12.1944: Weitgehende Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg.
Ab 1949 wird die Kirche dank großen bürgerschaftlichen Engagements wieder aufgebaut.
1958 erhält sie den Status „Pfarrkirche“ einer eigenen Pfarrei.

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