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KircheKevelaer

Hl. Liebe Frau von Luxemburg, 17. Jh.
Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau von Luxemburg (Consolatrix Afflictorum)

Foto 1
Bild Trösterin der Betrübten
Foto: Dr. Jakob Schlafke

Das kleine, im Dreieck Goch, Geldern, Xanten, unweit der holländischen Grenze gelegene Städtchen mit seinen etwa 12 000 Einwohnern, ist spätestens seit dem Besuch Papst Johannes Pauls II. am 2. Mai 1987 über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt geworden. Auf dem Kapellenplatz eröffnete er feierlich die alljährlich vom 1. Mai bis 1.Oktober dauernde Wallfahrtszeit, die über 500 000 Beter aus Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg hierhin führt. Etwa 40 000 hatten sich trotz des trüben Wetters eingefunden, um mit dem Papst auf dem weiten Platz beim Stadion zu beten. Als sie nachher im strömenden Regen in die Stadt zurückzogen, gab es trotz des Wetters frohe Gesichter und rücksichtsvolle Hilfsbereitschaft. Consolatrix Afflictorum ist der Ehrentitel der Gottesmutter von Kevelaer: Trösterin der Betrübten!
Die Geschichte führt in den Dreißigiährigen Krieg, in das Jahr 1641 zurück. Um die Weihnachtszeit hatte der schlichte Händler Hendrick Bussmann bei dem Hagelkreuz zwischen Geldern und Weeze dreimal den Anruf vernommen: „An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen“. Er berichtete später: „Dadurch wurde ich in großes Leidwesen versetzt, in dem ich meine geringen Mittel und Verhältnisse erwog... Nichtsdestoweniger lastete die Aufgabe auf mir, und deshalb wollte ich aus meinem geringen Verdienste täglich eine Ersparnis machen... zur Erbauung des Heiligenhäuschens. In der Zeit um Pfingsten 1642 hatten zwei Soldaten versucht, seiner Frau Mechel zwei kleine Andachtsbildchen unserer Lieben Frau von Luxemburg zu verkaufen, doch diese hatte abgelehnt, weil der Preis ihr zu hoch war. Als der Mann das hörte, schickte er seine Frau den Soldaten nach. Diese hatten die Bildchen aber dem Leutnant übergeben, der sich zu jener Zeit in Kempen in Gewahrsam befand. Der Leutnant kam aus der Gefangenschaft. Mechel ging zu ihm und erbat sich eins der Bildchen. Dieses wurde zunächst in Geldern aufbewahrt und verehrt.“ Hendrick Bussmann berichtet dann weiter: „Hierauf haben die Kapuziner-Patres und die Gemeinde verlangt, das Bildchen in Prozession nach Kevelaer zu bringen. Dieses ist jedoch aus gewissen Gründen nicht geschehen, sondern der Pastor von Kevelaer hat im stillen samstagabends, am letzten Mai 1642, das Bildchen abgeholt und am anderen Tag in das Heiligenhäuschen gestellt, welches von mir in der Form erbaut war, die meine Frau in der nächtlichen Erscheinung gesehen hatte“. H. Bussmann berichtet weiter: „Sofort, an demselben Tage, kam zu dem Heiligenhäuschen eine große Menge Menschen aus Geldern und anderen Ortschaften. Auch
geschahen einige Wunder, welche aufgezeichnet sind“. Er beschließt seinen Bericht: „Alles, was hier gesagt ist, hat sich so zugetragen und ist wirklich und wahr. Ich, Hendrick Bussmann, nehme es auf meinen geleisteten Eidschwur... Ich sage dieses aus zur Vermehrung der Ehre Gottes und seiner heiligsten Mutter und Jungfrau“. Hendrick Bussmann starb am 14. März 1649. 1643-1645, also noch mitten im Krieg, erbaute Hendrick van Arssen bei dem kleinen Bildstöckchen die 32 m lange, 10 m breite und 15 m hohe Kerzenkapelle nach dem Vorbild des Heiligtums von Zand bei Roermond, in der heute noch die Pilgergruppen begrüßt und verabschiedet werden. Der barocke Hochaltar und Tabernakel sind Antwerpener Arbeit. Das Marienbild steht inmitten von 300 Kerzen der verschiedenen Pilgergruppen, von denen zur Wallfahrtszeit beim täglichen Vespergebet, dem „Marienlob“, an die 100 brennen. Die Kerzenkapelle ist dem hl. Erzengel Michael geweiht. Vor dem Altar hat den Ehrenplatz die Pilgerkerze der seit 1643 verbürgten ältesten Wallfahrtsgruppe aus Rees. 1654 errichtete man über Bussmanns Heiligenhäuschen die sechseckige Gnadenkapelle, die heute noch Mitte der Wallfahrten und besonders der abendlichen Lichterprozession ist. Hier grüßen die Pilger das kleine 10,5 x 6,5 cm große Gnadenbildchen, einen Kupferstich auf Pergament, der die seit 1624 in Luxemburg verehrte Marienstatue zeigt und die Jahreszahl 1640 trägt. Kevelaer war damals eine kleine Bauernschaft mit etwa 200 Einwohnern. Aber schon bald kamen die Pilger, an Festtagen manchmal 18 000 bis 20 000 an einem Tag. Der zuständige Bischof von Roermond gründete darum zur Betreuung der Wallfahrt 1646 eine Niederlassung der Oratorianerpatres, die auch das Pfarramt versahen. Der Bericht des vom Amt für Rheinische Landeskunde herausgegebenen Buches „Wallfahrt im Rheinland“ (Köln 1981) nennt für das Jubiläumsjahr 1742 30 000 bis 40 000 Pilger an einem Tag. Für die 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts werden über 100 000 Pilger im Jahr angegeben. Durch wunderbare Vorgänge, die schon 1649 von Johannes Stralenius berichtet werden, hatte eine Synode in Venlo 1647 acht Heilungen anerkannt. 1667 genehmigte der zuständige Generalvikar die Bekanntgabe von 29 wunderbaren Heilungen. Weitere Bestätigungen durch die bischöfliche Behörde folgten 1722 und 1792. In der Zeit kamen die meisten Pilger aus den Gegenden von Münster, Köln, Luxemburg, Aachen, Brüssel, Rotterdam, Amsterdam und Zwolle. Viele Pilger kamen in ihrem Leben öfter, manche 50 Mal. Als der Niederrhein an Preußen fiel, verpflichtete dieses sich 1713 in einem Vertrag mit Österreich, die katholische Religion und öffentliche Kirchenbräuche, die Prozessionen u.a. wie bisher zu belassen. Friedrich Wilhelm I. besuchte am 14. Juli 1714 und 1738 Kevelaer. 1728 ließ er eine 50 Pfund schwere Kerze und sein Wappenschild überbringen. Seine Schutzbereitschaft soll er dem Oberen des Oratorianerklosters gegenüber in die Worte gekleidet haben: „Protegam, fovebo, manutenebo“, „Ich will sie schützen, fördern und die Hand über sie halten“. 1733 hatte er eigenhändig ein Dekret zur Sicherung der Pilger und ihrer Habe auf allen Wegen innerhalb der preußischen Lande erlassen. Mit der Französischen Revolution änderte sich dann das Verhalten der Regierung. 1798 verbot die Zentralverwaltung des Roerdepartements alle kirchlichen Zeremonien außerhalb der Kirche. Das Oratorianerkloster wurde am 9. Juni 1802 aufgelöst. Das Gnadenbild aber war in Sicherheit gebracht worden. Der Widerstand des Volkes gegen die staatlichen Eingriffe war so stark, dass schon 1806 Prozessionen innerhalb der Diözesangrenzen wieder gestattet werden mussten. 1801 war Kevelaer zu dem neuerrichteten Bistum Aachen gekommen. Zwei Jahre später erreichte der Bischof, dass die Gnadenkapelle und die Kerzenkapelle für den öffentlichen Gottesdienst und 1807 das Kloster für die Priesterschaft wieder freigegeben wurden. Nun setzte der Zustrom der Pilger wieder in stärkerem Maße ein. Auch in den politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts hat das Volk sich seine Wallfahrt zur Trösterin der Betrübten nicht nehmen lassen, zumal die 1880 fertiggestellte Bahnlinie Köln - Kleve die Wallfahrt erleichterte. Schon 1913 kamen 417 000 Pilger mit Sonderzügen nach Kevelaer, und zu jeder dieser Wallfahrten gehörte eine Gruppe von Fußpilgern. 1884 hatte Papst Leo XIII. dem Pfarrer von Kevelaer das Privileg erteilt, an den vier Marienhochfesten den päpstlichen Segen zu erteilen. 1923 wurde die 1864 errichtete „Große Kirche“, mit dem Titel „Aufnahme Mariens in den Himmel“, päpstliche Basilika. Ihre reiche Ausmalung macht sie zu einer „biblia pauperum“, in der die Besucher das Heilsgeschehen bis zur Aufnahme Mariens in den Himmel besinnlich betrachten können. Der Besinnung und dem ruhigen Sakramentenempfang dienen auch die angefügte Beicht- und Sakramentskapelle. Eine weitere Bereicherung ist die 1948 zur Erinnerung an den ersten Pax-Christi-Kongreß auf deutschem Boden errichtete Ostkapelle mit ihrem weiten Kreuzgang. Der Rundaltar birgt in einem wertvollen Reliquiar Reliquien der hl. Luidger und Willibrord. Der parkartige Kreuzweg bietet auch großen Prozessionen die Möglichkeit, in ungestörter Betrachtung dem Geheimnis des Leidens und Sterbens Christi zu folgen. Kevelaer gehört heute nicht mehr zur Erzdiözese Köln. Es ist aber immer noch mit weitem Abstand der beliebteste Kölner Wallfahrtsort. Schon früh haben sich Kevelaer Bruderschaften gebildet, in denen die umliegenden Gemeinden sich zu gemeinsamer Wallfahrt zusammenschlossen. In dem Handbuch der Erzdiözese Köln von 1966 geben 345 Pfarreien an, dass sie alljährlich Kevelaer besuchen. Höhepunkt der Geschichte der Wallfahrt war der Besuch Papst Johannes Paul II. am 2. Mai 1987, bei dem hier 40 000 Pilger mit ihm beteten.

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