Streckentour ländlich familienfreundlich Erftkreis
Streckentour, hauptsächlich durch ländliches Gebiet. Diese Tour wird als geführte Radwallfahrt des Erzbistums Köln am Sonntag, 28. September 2025 durchgeführt. (Anmeldung s. Termine)
anregend 5–6 Std 200 Höhenmeter
Anregend. Größtenteils auf Wald und Feldwegen und mäßig befahrenen Straßen. Eigene Radwege an stark befahrenen Straßen. Auch im Kölner Stadtgebiet bis auf wenige Abschnitte und Straßenkreuzungen leicht zu fahren. Bis auf eine kleine Steigung in Oberaußem eine "bergab"-Tour mit Westwind im Rücken.
spirituell kulturell
Es war genau andersherum: Die Heiligen Drei Könige brachen auf nach Bethlehem, um das göttliche Kind zu verehren. Die Tour dreht es um und fährt von Bethlehem zu den Heiligen Drei Königen. Und das sogar an einem Tag. Denn das ehemalige Kloster Bethlehem liegt oder besser lag in der Nähe von Bergheim und ist im Zuge des Braunkohle-Tagebaus verschwunden.
Die Tour beginnt bereits in Bergheim. Dort in der altehrwürdigen Kirche St. Remigius befindet sich das Gnadenbild, das die Menschen jahrhundertelang im weggebaggerten Kloster Bethlehem verehrt haben. St. Remigius dürfte auch die einzige Kirche sein, die auf mächtigen Stahlfedern unter dem Fundament ruht, die die Erschütterungen des naheliegenden Tagebaus aufgefangen haben. Auch im nächsten Ort Oberaußem geht es um den ehemaligen Tagebau und eine Kirchturmspitze von der Kirche St. Barbara in Fortuna, die ebenfalls mit dem Tagebau verschwand. Das folgende Ziel, die ehemalige Abtei Brauweiler, hat neben ihrer historischen Bedeutung auch dunkele Seiten und diente in der NS-Zeit als Gestapo-Gefängnis und „Schutzhaftlager“. Eine Gedenkstätte erinnert daran.
In Köln kommen führt die Strecke zum Krieler Dömchen, eine der noch erhaltenen romanischen Dorfkirchen, die zu den ältesten Kirchbauten Kölns gehört. Der Weg in die Kölner Innenstadt führt dann zum Hiroshima-Nagasaki-Park, der auf einem ehemaligen Gelände für NS-Massenaufmärsche liegt. Nach dem zweiten Weltkrieg als Schutthalde genutzt, wurde der Park mit einem Mahnmal zur Atombewaffnung 2004 eröffnet. Die Strecke führt abschließend zum Kölner Dom zu den Heiligen Drei Königen.
An der dem Hl. Remigius geweihte Kirche beginnt unsere Tour. Sie dürfte die bundesweit vielleicht sogar weltweit einzige Kirche sein, die "auf Federn gebettet" ist, deren Fundamt auf mächtigen Stahlfedern ruht. Doch wie kommt das? Ihr heutiger Bau geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Damals kannte man weder Stahl noch eine solche Federkonstruktion, sonden baute mit festem Steinmaterial nach vorherrschenden statischen Grundlagen. Die Kirchgründung selbst düfte wesentlich älter sein und wird mit einer fränkischen Siedlung verbunden, die ab dem 6. Jh. dort entstand. Ab dem frühen 11. Jh. war die Reichsabtei Kornelimünster Eigenkirchenherr. Die romanische Anlage vom Chor bis zum Querhaus wurde 1175 durch Erzbischof Philipp von Heinsberg geweiht. Ein damals bedeutender Kirchort.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte kamen Langhaus (15. Jh.) und der Ausbau des Kirchturms (18. und 19. Jh.) dazu.
Die Federn im Fundamt gehen auf den Tagebau Bergheim zurück, der wenige hundert Meter weiter Ladschaft und Boden ab den 1970er Jahren bis auf über 300 Meter tief entfernte. Die Erschütterungen und der abgesenkte Grundwassespiegel setzten dem ehrwürdigen Bauwerk zu, dessen Mauern und Gewölbe brüchig wurden und einsturzgefährdet waren. Das altehrwürdige Gotteshaus wurde von 1989 bis 1994 saniert und erhielt dabei eine neue Fundamentkonstruktion aus Betonstreben, das auf Stahlfedern ruht. Die immer noch vorhandenen Bodenbewegungen werden durch dieses mächtige Federungssystem mit digitaler Steuerung ausgeglichen.
Die Geschichte des Klosters Bethlehem reicht bis ins 16. Jh. zurück, als dort der Förster Jakob Kremer entwendete Hostien aus der Kirche St. Remigius in Bergheimerdorf auffand, und aus Dankbarkeit eine kleine Kapelle mit einem Gnadenbild stiftete. Ein echter Kirchenkrimi mit glücklichem Ausgang, denn der Ort wurde zur Pilgerstätte.
Um den Zustrom der Pilger zu bewältigen, wurde Mitte des 17. Jh. der Franziskanerorden damit betraut, ein Kloster mit dazugehöriger Wallfahrtskapelle zu errichten, das mit Bezug auf den Hostiendiebstahl Bethlehem, Haus des Brotes, genannt wurde. Berichte von Wundeheilungen ließen eine rege Wallfahtskultur entstehen, die hier wie anderswo mit der Säkularisation ihr Ende fand. Das Kloster wurde aufgehoben, das Gnadenbild in die Kirche St. Remigius übertragen, wo der Hostienfrevel begonnen hatte.
1898 lebte das spirituelle Leben an diesem Ort wieder auf, Elisabethinnen übernahmen das Grundstück und die noch vorhandenen Gebäude. Sie wurden zum Zentrum für die Seelsorge vor Ort, vor allen für die durch den Tagebau entstandene neue Siedlung Fortuna.
Mit Unterbrechung durch die Ereignisse des 2. Weltkriegs bestand das Kloster bis 1966 und wurde in den 1980er Jahren ebenso wie der Ort Fortuna weggebaggert, um dem Tagebau Bergheim Platz zu machen, dessen Grube an dieser Stelle fast 300m tief in die Erde reichte.
Oberaußem: Der Name des Ortes Oberaußem ist aufs Engste mit den Tagebaugebieten zwischen den 1960er und 1990er Jahren verbunden. Der Kohlekraftwerkskomplex Niederaußem steht symbolisch dafür. Die damals großen Tagebaubereiche Bergheim und Fortuna haben eine Landschaft geprägt, Strukturen verändert und Ortschafte verschwinden lassen. So den Ort Fortuna und seine Kirche St. Barbara, deren Kirchturmspitze heute vor der Kirche St. Vincentius in Oberaußem steht.
Die ehemalige Ortschaft Fortuna steht wie kein zweiter Ort für den Tagebau: sie ist durch ihn entstanden und durch ihn verschwunden. Der Tagebau mit Brikettfabrik und Kohlekraftwerk gaben ihr ihren Namen. 1899 als Bergarbeiter-Kolonie gegründet, entwickelte sie sich zur eigenständigen Ortschaft. Die bis dahin seelsorgerisch zum Kloster Bethlehem orientierten "Fortunesen" erreichten, dass Anfang der 1920 Jahre eine eigene Kirche als neobarocke Saalkriche gebaut und 1923 als eigenständige Pfarrei geweiht wurde. Naheliegend, dass sie das Patrozinium der Hl. Barbara erhielt, der Schutzheiligen der Bergbauleute.
Doch schon wenige Jahrzehnte weiter, Mitte der 1950er Jahre zeichnete sich ab, dass der begonnene Großtagebau Fortuna den Ort Fortuna "schlucken" würde, der in den folgenden Jahren zum größten Brgbaubetrieb der Welt wurde. Die Ortschaft wurde nach Umsiedlung seiner Einwohner Anfang der 1980 Jahre wegebaggert. Allein die Kirchturmspitze der Barbarakirche blieb erhalten und erhielt "KIrchenasyl" in der Nachbargemeinde St. Vinzentius in Oberaußem. Sie ist ein wichtiges Zeugnis der veschwundenen Kulturlandschaft in den Großtagebaugebieten des 20. Jhs.
Brauweiler: Schon von weitem strahlt die ehemalige Benediktinerabtei Brauweiler als markanter Landschaftspunkt eine besondere Präsenz aus. Trotz einer wechselhaften Geschichte ist die hochbedeutende Klosteranlage in ihrer einzigartigen Gesamtstruktur erhalten geblieben. Die beeindruckende Klosteranlage wird auf einem Gelände errichtet, dass bereits seit der Römerzeit besiedelt war. Unter wechselnder Planung entsteht die große Kirche, deren Bauzeit sich von 1136 bis 1225 erstreckt. Es ist der dritte Kirchbau, denn das Kloster wird bereits um 990 durch Mathilde, Tochter Kaiser Otto II und Ehefrau des Pfalzgrafen Ehrenfried, genannt Ezzo, gegründet und ab 1024 als Benediktinerkloster und als Grablege der Stifter geführt. Deren Tochter Richeza, Witwe des polnischen Königs Mieszko II. läßt schon 1048 den zweiten Bau errichten. Das Kloster wird zum Treffpunkt der geistigen und politischen Elite. Genannt werden z.B. Bernhard von Clairvaux, Kaiser Karl V oder auch Kaiser Maximilian, der 1505 allerdings weniger die geistige Inspiration, sondern – wetterbedingt – eine trockene Unterkunft suchte.
Die später barock ausgestaltete Klosteranlage erlebt im 19. und 20. Jh. stürmische Zeiten, wird nach der Säkularisation als Bettler- und Arbeitsanstalt genutzt. Die neuzeitliche Geschichte des 20. Jh. führt das ehemals geistlich wie politisch bedeutende Zentrum in den Abgrund der Menschenverachtung und Unmenschlichkeit. Wie in vielen anderen Klöstern wird hier von den NS-Schergen ein Gestapo-Gefängnis und Konzentrationslager eingerichtet. Eine Gedenkstätte des Landschatverbands Rheinland erinnert an dieses schreckliche Kapitel der Klosteranlage.
Später als Kriegsgefangenenlager genutzt, werden in der Nachkriegszeit die Landesarbeitsanstalt und ein Krankenhaus eingerichtet.
Heute befindet sich hier das Kulturzentrum des Landschaftsverbands Rheinland und seiner Verwaltungseinrichgtungen.
Der Mathildenhof bietet eine Rastmöglichkeit für einen Mittagsimbiss auf der Hälfte der Dtrecke.
Wer in Köln nach der ältesten Kirche sucht, wird auf St. Gereon in der Innenstadt aufmerksam. Doch auch das sog. "Krieler Dömchen" Alt St. Stephan gehört mit zu den ältesten Kirchen im heutigen Kölner Stadtbezirk. Nicht nur das Alter, sondern auch die enge Verbundenheit mit dem Stift St. Gereon wohl schon seit dem 8. Jh. zeugt von seiner langen Geschichte und seiner Bedeutung. Zu dieser Zeit muss es sich wohl um eine Holzkirche gehandelt haben, denn eine erste kleine Saalkirche ist ab dem 10. Jh. bezeugt, die im 11. und 12. Jh. um Chor um weitere Anbauten erweitert wurde, zu der noch im 13. Jh. der Westturm kam. Im Kirchbau befinden sich sich Reste von frühchristlichen Memoriensteinen, die ebenfalls auf ein hohes Alter der Kirche, vielleicht bis ins 6. Jh. hindeuten.
Das Krieler Dömchen wird mit einer Legende vebunden. Danach soll Karl der Große bei seinem Aufenthalt in Köln bei einem Gottesdienst im Krieler Dömchen den dortigen Dorfpfarrer Hildebald kennengelernt haben und von ihm beeindruckt gewesen sein. Kurz darauf mußte Karl den Streit um die anstehende Bischofswahl im Köln schlichten und entscheidet, dass der unbeteiligte Hildebald zum Erzbischof ernannt wird. Unabhänig von dieser Legende (es gibt mehrere) war Hilebald ein enger Berater am Hofe Karls des Großen, was wohl auch für seine Wahl zum Kölner Erzbischof ausschlaggebend war.
Sehenswert ist auch der alte Dorfkirchhof um die Kirche mit alten Gräbern aus dem 17. Jh.
Hiroshima-Nagasaki Park: Der Hiroshima-Nagasaki Park ist ein Teil des Kölner Grüngürtels und hat eine wechselhafte Geschichte. In der NS-Zeit als Maifeld bezeichnet war er Gelände für Massenaufmärsche der NSDAP mit Tribühne und Reichsadler. Nach dem 2. Weltkrieg Krieg war die riesige Reichadlerfigur zerstört und statt dessen türmte sic hier ein riesiger Trümmerberg der zestörten Stadt auf, der seitdem als kleine Anhöhe angelegt den Namen "Mont Klamott" trägt.
2004 ist auf diesem Gelände der Hiroshima-Nagasaki-Park eingeweiht worden Er erinnert an die Atombombenabwürfe in Japan und an das unermeßliche Leid, das den Menschen mit Massenvernichtungswaffen angetan wird. Die auf der Anhöhe angelegte kleine Gedenkstätte "Atomwaffen abschaffen" zeigte einen Origami-Kranich, einer wichtigen und heilsbringenden Figur in der japanischen Spiritualität und Kultur, die durch das Schicksal eines jungen Mädchens, das durch den Atombombeneinsatz an Leukämie erkrankte und verstarb, zum Symbol des Widerstandes gegen Atomkrieg und Atomwaffen geworden ist.
Köln: Ziel dieser Radwallfart ist der der Mutter Gottes und dem Hl. Petrus geweihte Hohe Dom zu Köln, der ganz in der Tradition des christlichen Aufbruchs steht.
Er ist eine der ersten christlichen Tauf- und Missionsstätten im Rheinland und mit seinen Reliquien Zeugnis dafür, dass Glaube die äußere wie innere Bewegung braucht. So ist der erste Bischof Kölns, der Hl. Maternus auf Weisung des Hl. Apostel Petrus über die Alpen nach Köln geschickt worden, um hier zu missionieren. Der dabei von ihm nach Köln überbrachte Stab des Petrus, dem Begründer der Kirche Jesu Christi, begründet den Ruf Kölns als zweites, nördliches Rom.
Wegweiser des aufbrechenden Charakters des Christentums sind die Heiligen Drei Könige, um deren kostbaren Schrein der Kölner Dom wie ein zweiter Schrein gebaut wurde. Die Reliquien der Hl. Drei Könige machen Köln zu einer der großen Wallfahrtsstätten der Christenheit.
Sie stehen nicht nur für den Anfang des Christentums, sondern sind auch für die Gegenwart wegweisend. So sind sie zum Leitbild des Weltjugendtages in Köln gewesen, der vor zwanzig Jahren im Erzbistum Köln seinen Höhepunkt fand. Und auch für diese Tour stehen sie für Orientierung und Hoffung.
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